Wer zweisprachig aufwächst, hat später auf dem Arbeitsmarkt einen Vorteil. Doch was muss man dabei als Eltern beachten? Kann Zweisprachigkeit Kinder auch überfordern?
Der Begriff Zweisprachigkeit vermittelt, dass man sich in allen Alltagssituationen auf zwei verschiedene Sprachen unterhalten kann. Die einfachste Art, dies zu erreichen, ist, wenn zuhause zwei Sprachen gesprochen werden, wie es bei internationalen Paaren oft der Fall ist, beispielsweise wenn die Mutter aus Deutschland stammt und der Vater aus Frankreich. Zweisprachigkeit kann jedoch in jedem Alter erworben werden, nicht nur als Kind, etwa durch intensiven Sprachunterricht. So ist es auch für eine in Frankreich wohnhafte deutsche Familie möglich, dass ihre Kinder zweisprachig aufwachsen, sofern daheim Deutsch geredet wird und in der Schule Französisch.
Manche Eltern sorgen sich, dass sie ihr Kind überfordern, wenn sie ihm mehr als eine Sprache beibringen. Dabei gibt es keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass eine bilinguale Erziehung irgendwelche negativen Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes haben könnte. Auch die These, dass ein Kleinkind sich mit zwei Sprachen doppelt so viele Wörter aneignen würde, wurde widerlegt. Bis zum achtzehnten Monat verfügt ein Kleinkind über einen Wortschatz von fünfzig Wörtern – unabhängig davon, mit wie vielen Sprachen es konfrontiert wird. Wenn es im Kindergarten also heißt, das Kind besitze eine Sprachverzögerung, muss das nicht stimmen. Vermutlich scheint das nur deshalb so, weil es zwar nur halb so viele französische Wörter kennt wie seine Altersgenossen, dafür aber ebenso viele auf Deutsch.
Vorteile lassen sich hingegen jede Menge finden: Wie mehrere Studien bewiesen haben, besitzen zweisprachige Kinder eine kreativere Denkweise, verfügen über ein besseres metasprachliches Verständnis und tun sich folglich leichter damit, Fremdsprachen zu lernen. Wenn man als Eltern will, dass seine Kinder auch in Frankreich Deutsch lernen, gilt es zuallererst, so viel wie möglich und konsequent Deutsch zu sprechen. Eine weitere Möglichkeit sind deutsche Kindergärten und Schulen, oder, falls dies keine Option darstellt, eine deutsche Spielgruppe zu organisieren. Das ermöglicht nicht nur den Kindern den Austausch in ihrer Muttersprache und mit ihrer ursprünglichen Kultur, sondern auch den Eltern.